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Ohne die Zustimmung des Pfarrers abzuwarten, faltete- er das Papier zusammen, steckte es in seine Tasche und verließ, mit einem herzlichen Händedruck den Freund.
II.
Als Bensew in vorgerückter Nachtstunde nach Hause kam, spielte ein verklärter Zug von Seelenfreude um seine harten, scharf ausgeprägten Gesichtszüge. Hätten seine Leute nicht schon schlaftrunken sich gerade angeschickt, zur Ruhe zu gehen, so wäre ihnen das sicher nicht entgangen.
' „Ich habe durch den Besuch beim Pfarrer ganz vergessen. Euch zu sagen, daß ich morgen früh aus dem Vorsteher-Amt in Kassel sein muß. Hänge mir meinen Jomtof-Rock heraus und lege mir einen von Deinen guten Handkäsen zurecht, Brod will ich mir schon selber schneiden — und geht dann zu Gutem in's Bett. Bis Ihr aufsteht, bin ich, so Gott will, in Kassel, Ich komme womöglich morgen Abend wieder zurück, aber sicher ist es nicht, da ich nicht weiß, wie lange ich dort aufgehalten werde. Schlaft wohl und gesund!"
Dann nahm er einen kleinen Handspiegel und Schcere, stutzte sich seinen Bart zurecht, und als er sicher war, daß Alle schliefen, nahm er das Sparkassenbüchlein und das Büchelchen, in welchem die Einnahmen und Ausgaben für die Waisen verzeichnet waren, prüfte Alles sorgfältig und seinem zufriedenen Blicke nach zu urtheilen, fand er Alles in bester Ordnung. Dann nahm er das Konsistorialschreiben zur Hand, las es sorgfältig durch und prägte sich besonders die Unterschrift genau ein, sie lautete: Prälat Schellenberg.