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welchem der Prälat wohnte, schaute ein leutseliger Greis, mit einem schwarzen Käppchen auf dem Weißen Lockenhaupte, heraus, eine kurze Pfeife rauchend; das war ohne Zweifel der Konsiftorial-Präsident Herr Schellenberg.
Auf Bensew'. Klingeln öffnete die Köchin die schwere mit Eisen beschlagene Hausthüre und als sie den Dorfjuden sieht, ist ihre erste Frage:
„Was habt Ihr zu verkaufen?"
„Zu verkaufen habe ich gar nichts, ich möchte nur fragen, ob ich den Herrn Konsistorial-Präsidenten nicht sprechen kann."
„So früh ist der Herr nicht zu sprechen, zudem müssen Sie auf das Büreau gehen, das ist nicht hier, und wird erst um zehn Uhr geöffnet."
Mit diesen Worten wurde die Thüre zugeschlagen und Bensew hatte den ersten Mißerfolg seiner Sendung zu verzeichnen. Er hätte gerne bis zehn Uhr gewartet, aber er hatte vergessen, das Mädchen nach der Adresse des Bureaus zu fragen. Bei dem schnippigen Benehmen des dienstbaren Geistes widerstrebte es ihm auch, nochmals zu klingeln und sich zu erkundigen.
Als er wenige Minuten unentschlossen vor dem Hause stand, öffnete sich die Thüre zum zweiten Male und die Köchin trat heraus mit den Worten:
„Kommt nur herein, der Herr will Euch sofort empfangen."
Herr Prälat Schellenberg hatte nämlich von seinem Fenster aus die Unterredung mitangehört und war neugierig, was der feiertäglich geputzte Jude in so früher Morgenstunde ihm zu sagen habe. Er ließ Bensew in das Wohnzimmer