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führen, in dem die Familie des Prälaten gerade beim Frühstück saß.
„Was bringt Er eigentlich so früh am Morgen?" fragte der Greis im geblümten Schlafrock in einer schroffen Weise, die mit der milden Weichheit der Züge des Fragers gar nicht in Einklang zu bringen war.
Bei dieser Frage war Bensew das pochende Herz vollständig in die Schuhe gefallen. In Malsfeld war es um acht Uhr im Hochsommer nicht mehr am frühen Morgen, und daß man etwas bringen müsse, wenn man vor so hohen Herren erscheint, daran Hatte er auch nicht gedacht. In seinem edlen Eifer hatte er sich die Sache auf dem ganzen siebenstündigsn Marsche so leicht und glatt vorgestellt, daß er sich nicht einmal eine passende Anrede einstudirt hatte. Er hätte sie jetzt so gut gebrauchen können, wo er verlegen an der Thllre stehend seinen Hut in der Hand nach allen Seiten hin- und herdrehte und nicht wußte, wie er sein Anliegen eigentlich Vorbringen sollte.
Die Frau Prälatin und die anwesenden Töchter des Hauses belustigte allem Anschein nach die Verlegenheit des schlichten Landmannes, was diesen noch verwirrter machte. Da er aber füglich doch etwas sagen mußte, so brachte er endlich die Worte hervor:
„Ich komme in der Angelegenheit unseres hochwürdigen Herrn Pfarrers."
Erstaunt blickte der Prälat den Sprecher an.
„Wie heißt Ihr denn?"
„Heinemann Bensew."
„Das stimmt. Ihr seid also Hebräer, wie ich mir gleich dachte. Aus welchem Theil der Erde kommt Ihr denn, haben denn bei Euch die Israeliten auch Pfarrer?"