162
Sorgfältig prüfte der Konsistorial-Präsident länger als eine Viertelstunde alle Daten und Zahlen; aber plötzlich unterbrach er seine Prüfung.
„Sagte Er nicht, der Pfarrer habe Ihn nicht geschickt und wisse überhaupt nichts von dieser Verwendung?"
„Allerdings sagte ich das und wiederhole es hiermit."
„Aber zu was hat denn der Pfarrer Ihm diese Beweise mitgegeben?"
Bensew erzählte, wie er diese Schriften unter dem Vorwände, sie prüfen zu wollen, sich von ihrem Besitzer aushändigen ließ, und daß er sie gewiß nie erhalten hätte, wenn der Pfarrer auch nur eine Ahnung von dem Schritte gehabt hätte, den er zur Rechtfertigung des fälschlich Verdächtigten unternommen habe.
In sichtlicher Erregung ging darauf der greise Prälat mehrere Male in seinem Zimmer auf und ab und blieb dann plötzlich vor Bensew stehen. Er legte die Hand auf seine Schulter und sagte mit einer Innigkeit, die zu dem bisherigen Auftreten in vollendetem Gegensatz stand:
„Bensew, Er ist ein Ehrenmann, Respekt vor Ihm! Ich werde noch heute Morgen in meinem Sekretariate die Akten durchgehen und Seine Angaben damit vergleichen. Wenn sich, wie ich hoffe, Alles so herausstellt, wird noch heute ein Schreiben nach Malsfeld gehen, das die Rüge zurücknimmt und dem Herrn Pfarrer Genugthuung für die ihm widerfahrene Unbill gewähren wird. Ist Er damit zufrieden?"
„Ich danke Euch, Hochwürdiger Herr, das ist es, was ich von Eurem biederen Rechtlichkeitssinn erwartet habe; ich bin mehr als zufrieden."