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Die Niedergeschlagenheit und Bestürzung war daselbst noch größer als vorher. Der Herr Psarrer konnte die trübe Seelenstimmung nicht soweit beherrschen, daß sie der Frau Pfarrerin und der ganzen Familie entgangen wäre. Er theilte ihnen sein Unglück mit, wodurch dasselbe nur noch vergrößert wurde. Alle gingen mit verweinten Augen umher und mußten so zu ihren eigenen Verräthern werden, wenn Jemand aus dem Dorfe in's Pfarrhaus kam.
Als Bensew daselbst eintrat, wurde er von der ganzen Familie wie ein rettender Engel begrüßt; sie hatten endlich Jemanden, dem sie ihr gepreßtes Herz ausschütten konnten.
In der That gelang es dem Freunde nach wenigen Minuten, durch seine herzliche Theilnahme und seine zuversichtliche Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren, den Schmerz der Gedrückten zurückzudrängen.
„Hat es seit meinem jüngsten Besuche in der Sache etwas Neues gegeben?" fragte Bensew.
„Ja und nein," erwiederte der Pfarrer. „Die Sache selbst steht noch so, wie sie gestanden hat, aber sie hat sich insofern verschlimmert, als ich aus den Blicken einiger Bauern, welchen ich begegnet, schließen mußte, daß sie die ganze Geschichte bereits wissen."
„Glaubt doch das nicht," erwiederte Bensew; „wenn das wahr wäre, müßte ich früher etwas davon gemerkt haben und ich habe aufmerksam danach gesucht. Wenn man mit so sorgenvollem Blick in die Welt hineinschaut, wie Sie es jetzt thun, dann erblickt man überall Feinde und Gespenster. Die unstäte Sorge und Unruhe sind schlechte Berather, die müssen Sie sich nun einmal vom Leibe halten, sonst verrathen Sie sich selber^
