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-Haben Sie ihren Brief schon aufgesetzt, den Sie an's Konsistorium richten wollen?"
„Der ist fertig; ich brauche nur noch die Daten und Zahlen aus den Büchern, die Ihr mitgenommen habt, nachzutragen."
Bensew nahm die drei Dokumente aus der Brusttasche, legte sie auf den Tisch und nun vertieften sich die Freunde in die Durchsicht der Vertheidigungsschrift, die der Pfarrer mit großer Weitläufigkeit ausgearbeitet hatte.
In diesem Augenblick reichte der Postbote einen Brief durch's offene Fenster herein.
Der Pfarrer erbleichte, als er nur die Adresse las; es war ein zweites Schreiben des Konsistoriums.
Bensew hatte alle Mühe, seine Freude zu unterdrücken und kleidete sie zur besseren Maskirung in den Ton des Vorwurfs.
„Verzeihen Sie, aber ich muß mich wirklich wundern, wie ein Mann, der das Gotteswort verkündet, seine Gemeinde so oft zum Vertrauen auf Gott ermahnt, wie ein solcher alles Vertrauen verloren zu haben scheint, gerade in dem Augenblick, wo er es am nöthigsten braucht. Jedes Unglück verliert viel von seinem Stachel, sobald man es in seinem ganzen Umfange kennt und erscheint größer, so lange man über seine Bedeutung noch im Zweifel ist. Oeffnet doch den Brief, der Untergang der Welt wird darin sicher nicht verkündet sein."
„Ihr habt Recht, Bensew, wir wollen also zusehen, was die Herren in Kassel neuerdings wollen; unglücklicher, als ich bereits bin, können sie mich wahrlich nicht machen, auch wenn der Prozeß gegen mich eingeleitet wird; vor dem Richter Will ich mich schon verantworten."
