Mit diesen Worten öffnete er zitternd das Schreiben; aber kaum hatte er zu lesen begonnen, so sprang er vom Stuhle- auf, trat mit dem Brief an's Fenster, als brauche er mehr Licht, um sich zu überzeugen, daß das Alles auch wirklich so dasteht. Er liest und liest mit angehaltenem Athem, da brechen ihm plötzlich die Thronen aus den treuen Augen und er weint wie ein kleines Kind.
Bensew war Menschenkenner genug, auch wenn er weniger eingeweiht gewesen wäre, um zu wissen, daß es Freudenthränen waren, die sein Freund weinte.
„Bensew, lest selber, aber lest es laut vor, damit ich selber daran glaube,-sie nehmen Alles zurück, sie hätten mir Un
recht gethan und ich hätte in Wirklichkeit Lob und Anerkennung und nicht Rüge und Tadel verdient, — sie bitten mich um Entschuldigung für das Vorgefallene!-Bensew lest!"
„Ich habe Ihnen ja schon früher gesagt, daß mir die Kasseler Kanzleischrift zu gelehrt und schnörkelhaft ist, aber wenn Sie's sagen, wird's schon wahr sein, da bedarf's meiner Bestätigung nicht. Daß es bei dem Verweis nicht bleiben kann„ habe ich ja vom ersten Augenblick an gesagt, aber daß die Herren sich so rasch eines Besseren besonnen haben, hätte ich selber nicht gedacht. Schreiben sie nichts davon, wie sie zur Einsicht ihres Jrrthums gekommen sind?"
„Sie seien in Folge nachträglicher Erkundigungen eines Besseren belehrt worden, das ist Alles; wie kann das zugegangen sein?"
„Herr Pfarrer, ich wünsche Ihnen und mir keine größere Sorge, als die Beantwortung dieser Frage. Das wird sich mit der Zeit gewiß aufklären, aber wollen Sie nicht der Frau Pfarrer und Ihren Töchtern die Freudenbotschaft mittheilen?"