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„Himmel, was bin ich für ein vergeßlicher Mensch, Käthe, -Guste, Grethe!"
Nun kamen sie Alle herein, um die Kunde von dem erfreulichen raschen Wechsel ihres Schicksals selber zu erfahren.
Bensew benützte den Ausbruch ihrer lauten Freude, um sich der Thüre zu nähern und unvermerkt durch dieselbe zu entschlüpfen. Das Bewußtsein, die Verzweiflung einer braven, befreundeten Familie in Hellen Jubel umgewandelt zu haben, strahlte in verklärter Freude aus den Augen des wackeren, selbstlosen Freundes. Er war damit so reichlich belohnt, daß er seiner eigenen Familie nichts von dem Vorgesallenen erzählte, sondern sofort in sein Magazin eilte, um Ziegen- und Kalbfelle zu sortiren und zu verpacken. Er war aber kaum eine halbe Stunde fort, als der Pfarrer ihm nachkam, um ihn durchaus zurückzuholen.
„Warum schleicht Ihr Euch denn so heimlich aus dem Hause? Ihr wäret der theilnehmende Genoste in den Stunden des Leids, Ihr müßt jetzt auch die Freude mit mir theilen. Wir trinken eine von dem halben Dutzend Flaschen Rüdesheimer zusammen, die mir mein Sohn zu meinem jüngsten Geburtstag geschickt hat. Da giebt's keine Widerrede und ich wäre ernstlich böse, wenn Ihr meine Einladung ausschlagt; also kommt, Bensew!"
„Herr Pfarrer, Sie dürfen meine Freundschaft und Hochachtung für Sie und Ihr Haus nicht nach dem Weine beurteilen, den ich bei Ihnen trinke oder nicht trinke. In Ihrer Freude haben Sie ganz vergessen, daß ich ja Ihren Wein nach unserem Gesetz gar nicht trinken darf; Sie wollen mich doch gewiß nicht verleiten, mein Religionsgesetz zu übertreten?"