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müßte ich nachher Rede und Antwort stehen über die Veran- lafsung zu einer solchen ungewöhnlichen Feierlichkeit."
„Ja, warum wollt Jhr's denn eigentlich Euerer Familie verheimlichen, was uns so glücklich macht? Daß Ihr vorher nicht darüber sprechen wolltet, finde ich bei Eurem zartsinnigen Takte begreiflich und danke Euch herzlich dafür, aber jetzt könnten wir's doch öffentlich vor der Kirche Jedem erzählen."
„Wenn Ihr es gestattet, mache ich meiner Familie recht gerne die Mittheilung, aber ohne Eure Erlaubniß durfte ich nicht darüber mit einem Dritten sprechen. Nach den Vorschriften des Talmud ist es uns untersagt, eine Mittheilung, die Einer dem Andern unter vier Augen macht, einem Dritten mitzutheilen, ohne spezielle Erlaubniß des Betreffenden."
„Ihr habt wunderbare Gesetze, je mehr ich davon höre, desto mehr ahne ich den göttlichen Ursprung, dem sie entfließen. Aber ich werde es selbst Euerer Frau mittheilen, kommt nur mit in Eure Wohnstube."
Bensew folgte der herzlichen Aufforderung und in kurzer Zeit war auch die Flasche Wein aus dem Keller geholt, durch deren Leerung die merkwürdige Begebenheit ihren äußeren Abschluß erhielt.
V.
Fast zwei Jahre waren seit den in den vorigen Kapiteln geschilderten Vorgängen dahingegangen.
Der Herr Pfarrer hatte wiederholt persönlich bei dem Konsistorium in Kassel Vorgesprächen, um seinen Dank mündlich auszusprechen, aber auch um zu erfragen, wieso sein Geschick eine so rasche, erfreuliche Wendung genommen habe. Er
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