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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Sie haben Recht, verehrter Herr Pfarrer, in allen Punkten, bis vielleicht auf den letzten. Ich kenne nämlich' allerdings einen Fall, wo in Kassel ein Jude mit sehr gutem Erfolg die Sache eines Christen vor einer hohen kirchlichen Be­hörde geführt hat und diese Erinnerung war es, die mich be­thört hat, zu glauben, es könne einmal umgekehrt möglich fein."

Davon ist mir allerdings nichts bekannt, wann soll denn das gewesen fein, und welchen Fall betrifft das?"

Ein Dorfjude hatte einmal gehört, daß der Pfarrer seines Ortes, der ein gar lieber, guter Herr gegen Christen und Juden war, vom Kasseler Konsistorium einer unehrenhaften Handlungsweise fälschlich beschuldigt worden war. Da lief der Jude noch in derselben Nacht nach Kassel , trat vor den Präsidenten des Konsistoriums hin, klärte den Jrrthum auf und mit Gottes Hilfe ist es ihm gelungen, der Wahrheit zum Rechte zu verhelfen."

Bei diesen Worten sprang der Pfarrer erregt von seinem Sitze auf, küßte und umarmte Bensew und rief:

Das habt Ihr gethan? Ihr seid also der, dem ich- meinen. wiedererlangten guten Namen verdanke, und Ihr sagtet mir nichts davon, Bensew, warum sagt Ihr mir das erst heute?"

Es war meine feste Absicht, es Ihnen niemals zu sagen. Daß ich es nun aber doch gethan habe, mag Ihnen, zeigen, wie sehr mir die Sache am Herzen liegt, die uns jetzt beschäftigt. Vielleicht hat Gott es deshalb damals so gefügt, daß ich das Werkzeug für Ihre Rettung war, damit Sie nun auch unser Retter werden, ehrwürdiger Herr Pfarrer."

Bensew, nach dem. was Ihr mir nun gesagt habet, bin ich zu Allem bereit, was Ihr verlangt. Aber erst müßt: