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'Ihr mir ausführlich erzählen, wie es Euch damals in Kassel -erging! Jetzt begreife ich auch das Interesse, das der Herr Konsistorialpräsident für die Malsfelder Juden hatte. Er ist doch ein Ehrenmann, daß er Euch niemals verrathen hat. Nein, wer hätte das gedacht; aber jetzt erzählt einmal Alles von Anfang an."
Und Benfew erzählte seinem aufmerksamen Zuhörer Alles, wie es sich zugetragen hatte, auch sein Erlebniß auf dem Büreau des Vorfteheramtes und fein heutiges Begegniß mit dem Rabbiner von Gudensberg . Von den Fragen und Bemerkungen, dem Erstaunen und der Rührung seines Zuhörers oft unterbrochen, währte die Erzählung bis tief in die Nacht hinein. Als Benfew zu Ende war, ergriff der Pfarrer seine beiden Hände:
„Jetzt danke ich Euch nochmals für Alles, was Ihr da gethan habt. — Ich bin zu gering für alle Wohlthat und alle Treue, die Du Deinem Diener erwiesen hast — spreche ich mit Vater Jakob. Ich brauche Euch nicht erst zu versichern, dass ws mein höchstes Glück sein wird, mich Euch dankbar zu zeigen. Für Euch und Eure Sache gehe ich nach Kassel , nach Konstan tinopel , bis an's Ende der Welt; dafür habt Ihr mein Wort. Aber ich sage wie Pharao zu Joseph, nachdem dieser die Träume richtig gedeutet hatte: Nachdem Gott Dir dies Alles kund gethan hat, giebt es keinen weiseren und einsichtsvolleren Mann, als Du. — Wenn Ihr wollt, gehe ich für Euch nach -'Kassel , aber ich rathe Euch, es nicht zu wollen. Ihr sollt selber nach Kassel gehen, es giebt gar keinen geschickteren, besseren Unterhändler, als Ihr seid. Gott wird seinen Engel vor Euch her senden, und das soll diesmal der Herr Prälat Schellen- lberg sein. Er ist ein Studien- und Gesinnungsgenosse Hassen-