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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Sie erinnerte sich noch seiner und empfing ihn um vieles respektabler, als damals. Nach wenigen Minuten fand er sich dem Hausherrn gegenüber, der ihn so herzlich empfing, daß die Herzlichkeit keiner Steigerung mehr fähig war, als er den Brief des Pfarrers von Malsfeld überreichte.

Alfo heute weiß Ihr Pfarrer, daß Ihr hier seid, oder habt Ihr ihm von Eurem damaligen Besuch noch immer nichts gesagt?"

Gestern Abend, Eminenz, haben es Seine Hochwürden von mir erfahren, weil ich mit ihm über den Gegenstand des Briefes sprechen mußte."

Der Herr Prälat öffnete den Brief und las ihn aufmerk­sam durch.

Bensew hatte inzwischen Zeit, sich darüber zu freuen, daß er nicht mehr von Sr. Eminenz PerEr", wie zum ersten Male, angeredet wurde.

Ihr seid ein merkwürdiger Mann, Herr Heinemann Bensew, Ihr wollt zu Sr. Excellenz dem Minister von Hassen­pflug, wißt Ihr, daß das gar nicht so leicht?"

O, das weiß ich nur zu gut, aber ich hoffe auf Gott und auf Euer Eminenz Wohlwollen für diesen bedeutsamen Schritt."

Ich will das Meinige thun und wir wollen sehen, ob es gehen wird. Heute ist Skatabend bei Sr. Excellenz, da werde ich ohnedies hingehen und will Euch bei dieser Gelegenheit avistren. Vielleicht kann ich Euch eine Audienz schon für morgen erwirken, aber jedenfalls wird es gut sein, wenn Ihr mir recht genau sagt, was Ihr eigentlich bei dem Minister wollt. Aus dem Brief kann ich's noch nicht klar genug ersehen und der Schreiber hat mich auch auf Sie verwiesen. Es wäre