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schaft für einen Christen, für Euren Pfarrer im Eurem zwiespältig getheilten Herzen tragen? Das verstehe ich nicht."
„Verzeiht, Eminenz, aber ich glaube, daß hier keinerlei Zwiespalt vorliegt. Wie sollte ich gegen einen Christen und gar gegen unseren Herrn Pfarrer irgend etwas haben, weil er ein Gesetz nicht erfüllt, zu dem er ja gar nicht verpflichtet ist. Ich. hätte ja auch gegen meine Brüder nichts, wenn sie ihren Abfall nur auf sich beschränken und ihn nicht in's Volk tragen wollten. Ich verlange ja auch nicht, daß ihnen auch nur eiw Haar gekrümmt wird, nur das Unheil möchte ich zurückhalten, das sie mit vollen Händen in die Masten zu streuen im Begriffe sind. Wenn mir das nicht möglich ist, wenn ich meine eigenen Brüder als Verführer betrachten muß, die Amt und Ansehen mißbrauchen die Religion zu zerstören, die sie doch zu erhalten berufen sind, dann muß ich allerdings sagen, daß ein religiöser Christ, wie es z. V. unser Herr Pfarrer ist, mir ungemein näher steht, als ein irreligiöser Jude dieses Schlages. Ich habe dann viel mehr gemeinsame Berührungspunkte mit jenem, als mit diesem. Der Herr Pfarrer erkennt wie ich die Göttlichkeit der Bibel an, meine abgefallenen Brüder leider nicht. Unser Herr Pfarrer schont und achtet meine religiöse Ueberzeugung, wie ich die seine achte, meine religiösen Brüder thun das nicht. Ich halte ihre Modereligion für einen schweren Treubruch und sie verspotten meine Anhänglichkeit an das überlieferte Judenthum als einen überwundenen Köhlerglauben. Es thut mir weh, daß Ew. Eminenz mich zu dieser Erklärung nöthigen, aber sie entspricht leider der Wahrheit."
„Ihr seid ein wackerer Mann, Bensew, und wenn Ihr das Alles so Sr. Excellenz dem Minister sagt, so glaube ich, daß Eure Sache gut steht. Schaden kann es nicht, wenn Ihr