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weislichen Rath zu spenden," sagte der Oberst; „was ist Trumpf?"
„Richtig Kreuz! auf diesem Gebiet ist Schellenberg ja erste Autorität," sagte lächelnd der Wirth.
Schon länger als eine halbe Stunde hatte der Prälat gedankenlos dem Spiele zugesehen und vergebens nach einer Gelegenheit gefahndet, sein Sprüchlein herzusägen. Eben hatte durch einen feinen Trik der Domäneminister den Cavallerie - oberst bete gemacht, so daß dieser sagte:
„Du Spitzbub', wenn das mit rechten Dingen zuging, wist ich, ich weiß nicht was, aber ich werde jetzt die Augen auf- machen,-der reine Jud'!"
„Wenn der Wattenbach wirklich etwas gemogelt hat, dann ist die Bezeichnung Jud' viel zu gelinde," sagte der Prälat, „denn es giebt doch auch ehrliche Juden."
„Hast Du schon einmal einen gesehen?" fragte der Cavallerieoberst, während er die Karten vertheilte.
„Es sind noch nicht vier Stunden her, daß ich einen in meiner Wohnung gesehen und gesprochen habe."
„Du hast ihn am Ende gar bei Dir, sieh' doch einmal in Deiner Westentasche nach," bemerkte Hafsenpflug.
„Bei mir habe ich ihn nicht, aber wenn Du willst, will ich ihn Dir morgen schicken."
„Das fehlt mir auch noch, was soll er bei mir thun? Aber in's Museum kannst Du ihn schicken, dort sollen sie ihn unter Spiritus legen und ihn für Geld vorzeigen."
Die beiden Zuhörer brachen in ein schallendes Gelächter aus; aber der Herr Prälat blieb ernst. „Hat Euch schon einmal ein Jude geprellt?" fragte er ernst.