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'der sie nichts kostete und das Gehalt für den Landrabbiner konnten sie aus diese Weise die ganzen Jahre hindurch für sich behalten. Als ich das erfahren hatte, stand mein Entschluß fest, ihnen die Wahl zu erleichtern. Ich ging gerade zur Kur nach Kissingen , gehe am Samstag dort in die Synagoge, um den Rabbiner predigen zu hören, und als ich ihn als einen ganz acceptablen Prediger fand, so ließ ich ihn Sonntags kommen und fragte ihn, ob er Lust hätte, Landrabbiner von Kassel zu werden. Der Herr war ganz verblüfft, er ward sofort von mir engagirt, und ich ließ nach Kassel meinem landesherrlichen Kommissar berichten, er solle dem Vorsteheramte mittheilen: üudtzinus xupÄin, d. h. auf deutsch , wir haben einen Landrabbiner. Auf diese Weise habe ich mich um die Seelsorge meiner Juden verdient gemacht, aber daß der Rabbiner mir das so lohnt, daß er unter die Reformer und Aufwiegler geht, das werde ich ihm auch gedenken. Also, Deinen Juden schickst Du mir morgen früh um Zehn, bis dahin werde ich mich noch informiren, ob wirklich eine neue Synagogen-Ordnung zur Bestätigung vorliegt; das Andere wird sich finden."
Der Gegenstand fesselte die Herren noch den ganzen Abend, so daß sie erst durch die anderen Gäste an die vorgerückte Nachtstunde erinnert werden mußten.
IX.
Punkt acht Uhr am anderen Morgen stellte sich Bensew bei seinem Gönner ein.
„Euer Weizen blüht," rief ihm der Prälat entgegen. „Se. Excellenz hat Euch zu einer Audienz um zehn Uhr befohlen."