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noch kaum mehr als eine Stunde her, daß ich bei Ihm Audienz hatte. Dort habe ich mir die Kraft, den Muth und die Einsicht erbeten, auch vor irdischen Größen Seine heilige Sache zu vertreten. Daß Gott mein Gebet erhört hat, dafür ist mir die Leutseligkeit Bürgschaft, mit welcher Ew. Eminenz sich herablassen, um einem schlichten Dorfjuden die Winke mitzutheilen, die für den nächsten Schritt mir so sehr nöthig sind. Ich kann dafür meinen Dank wohl nicht besser aussprechen, als durch die Versicherung, daß ich mir Alles sorgfältig merken und es gewissenhaft befolgen werde."
Die weisen und doch so ungekünstelt bescheidenen Worte Bensew's verfehlten ihren Eindruck nicht auf den edlen Prälaten und dieser fuhr in seiner herzlichen Weise fort:
„Se. Excellenz wird von der Welt vielfach verkannt und falsch beurtheilt. Der feste, unerschrockene Mannesmuth, mit welchem er sich der Strömung einer leichtlebigen Zeit entgegenwirft, um ihre unberechtigten, gefährlichen Ausschreitungen zurückzudämmen, haben ihm viele Feinde und heißen Kampf gebracht. Dadurch hat er sich im Laufe der Zeit eine gewisse Rauheit in seinem äußeren Wesen und Auftreten angeeignet, die Viele den edlen Kern verkennen läßt, den diese rauhe Hülle birgt. Es ist sehr möglich, daß er auch heute Euch rauh an- fahren wird, aber laßt Euch dadurch nicht einschüchtern, denn ich wiederhole Euch, Eure Sache steht so gut, wie Ihr es nicht besser wünschen könnt."
„Ich danke Ew. Eminenz von ganzem Herzen."
„Nun, noch eins. Widersprecht niemals Sr. Excellenz; das können die hochgestellten Persönlichkeiten am wenigsten leiden. Nehmen wir z. B. an, Se. Excellenz erkundigt sich nach Eurem Wohnort, und er sagte, daß ihm Malsfeld als der Ort