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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Wahrheit Eurer Darstellung überzeugt, daran braucht Ihr nicht zu zweifeln, aber er kann trotzdem nicht Vorsteheramt und Landrabbinat ohne weiteres vor den Kopf stoßen, weil der Herr Heinemann Bensew es so haben möchte. Euch wäre es wahrscheinlich selber nicht lieb, wenn die Herren erführen, wer ihnen die ganze Bescheerung gebracht hat, nicht wahr?"

Gewiß nicht!"

Wir müssen die Sache daher in folgender Form machen: Ihr geht zu Sr. Excellenz und gebt Antwort, auf was Ihr gefragt werdet. Hauptsache ist, daß Ihr den Widerstreit der verschiedenen Richtungen bei den heutigen Juden so darstellt, wie Ihr es bei mir gethan habt. Dann verlangt Ihr nicht, Se. Excellenz solle die Genehmigung der Synagogen-Ordnung verweigern, das wäre von einem simplen Dorfjuden eine zu große Kühnheit. Ihr bittet, Se. Excellenz möge vor der Ent­scheidung den Entwurf einer anderen rabbinischen Autorität vorlegen und nach deren Gutachten entscheiden. Ihr müßt dann Zusehen, daß Ihr, wenn Ihr nach einer solchen Autorität gefragt werdet, oder wenn die Frage nicht erfolgt, von selbst ein oder zwei Rabbiner namhaft macht, die auf dem Boden des alten einzigen Judenthums stehen. Es müssen natürlich außer­hessische, aber jedenfalls deutsche Rabbiner sein. Auf diese Weise ist der Minister gedeckt und Ihr seid aus dem Spiel und die ganze Sache wird sich viel leichter und glatter machen; verstanden?"

Vollkommen, ich bewundere die fürsorgende Weis­heit Ew. Eminenz, die Alles bis in die kleinsten Einzelheiten in Erwägung gezogen hat für den bevorstehenden Schritt, von dessen Gelingen und Mißlingen die religiöse Zukunft der hessischen Judenheit so wesentlich abhängen wird."