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Auf diese Weise dachte Bensew viel mehr an Gott und sein Walten, als an den kritischen Moment seiner Audienz und das gab ihm eine Ruhe, Festigkeit und ein sicheres Auftreten, um die ihn mancher Höfling hätte beneiden können.
Seine Excellenz der Staatsminister von Hafsenpslug saß, dem Eintretcnden den Rücken zuwendend, an seinem Schreibtisch, in die Durchsicht von Akten vertieft und ließ Bensew einige Minuten warten, ohne irgend welche Notiz von ihm zu nehmen. Dann sprang er plötzlich auf, stellte sich direkt mit einem durchdringenden Blick vor Bensew hin und fragte ihn, das Auge scharf auf ihn gerichtet, mit lauter, barscher Stimme:
„Was will Er eigentlich hier?"
Bensew parirte den Blick, der unter den buschigen Augenbrauen auf ihn herniederglühte, und sprach:
„Ich wollte mir die Frage erlauben, ob so ein geringer Mann, wie ich es bin, ein hohes Ministerium auf die Gefahren aufmerksam machen dürfe, welche die kurhessische Jüdenheit in Folge der neu einzuführenden Synagogen - Ordnung bedrohen?"
Diese wenigen Worte hatten den Erfolg, daß der Minister seine scharfen, fixirenden Blicke sofort sistirte und in einer ganz anderen, fast väterlich milden Tonart erwiederte:
„Gewiß, bei uns gilt nur Wahrheit und Recht und es ist uns daher lieb, wenn wir aufmerksam gemacht werden. Wenn Ihr Israeliten Euren Kultus selber zu Grunde gehen lasset, so können wir ihn nicht halten."
Ermuthigt durch dieses herablassende Entgegenkommen schilderte nun Bensew die Verhältnisse und Zustände fast mit denselben Worten, wie er es Tags vorher bei dem Herrn Kon-