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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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berg; Ihr müßt doch dem Herrn Rabbiner auch Bericht ab­statten über das Gelingen Eurer Sendung."

So lange die ministerielle Entscheidung in dem ge­wünschten Sinne nicht wirklich erfolgt ist, kann eigentlich von einem Gelingen meiner Sendung nicht die Rede sein. Herrn Rabbiner Wetzlar habe ich zudem nichts von meiner Absicht ge­sagt, selber nach Kassel an's Ministerium zu gehen, weil mir damals, als ich bei ihm war, die Sache selber noch zu aben­teuerlich schien. Der Plan ist, wie Sie wissen, erst später ge­reist, als ich mit Ihnen die Angelegenheit berathen hatte. Ich habe dem Herrn Rabbiner versprochen, in acht Tagen bei ihm vorzusprechen, von diesen acht Tagen sind jetzt erst drei ver­strichen. Vielleicht ist unsere Angelegenheit bis in fünf Tagen schon einen Schritt weiter, so daß ich ein greifbares Resultat zu berichten habe."

Das wird nicht gut möglich sein. Morgen ist der 30. August; nehmen wir an, daß die Eingabe morgen noch beim Ministerium einläuft, so muß die Synagogen-Ordnung erst nach Frankfurt wandern, dort beurtheilt und hoffentlich ver- urtheilt werden; sie geht dann wieder nach Kassel zurück. Bei dem langsamen Gang aller derartigen Dinge können Wochen und Monate hingehen, bis ein wirkliches Resultat zu erwarten ist. Was in der Sache überhaupt zu thun war, ist geschehen und allem Anscheine nach mit bestem Erfolg; ich an Eurer Stelle würde vor Verlangen glühen, über das bereits Geleistete Bericht zu erstatten. Ihr habt da etwas zuwege gebracht, das Euch keiner so leicht nachthut, und Ihr in Eurer Bescheidenheit scheint von der Größe und Tragweite Eurer Handlungsweise selbst nicht den rechten Begriff zu haben. Aber Euer Rabbiner wird's Euch sagen und mit seiner Anerkennung nicht zurück-