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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Darf ich wissen, was das für ein Geschäft war, betrifft es Euren Handel?"

Es wäre mir lieber, Mauri We-Rabbi (Meister und Lehrer), wenn Ihr mich nicht danach gefragt hättet, aber jetzt, wo Ihr es gethan, und Ihr glauben tonntet, es wäre Geheim- nißthuerei von mir, will ich es Euch sagen: Als ich von Kassel zurücktam und ich Alles, was ich durch Gottes Fügung zu er­reichen gewürdigt war, überblickte, kam mir eine hoffärtige Aufwallung, als ob meine Kraft und mein Verstand das ge­than hätte, was doch allein eine höhere Macht bewirkt hat. Es war nur eine augenblicklich stolze Regung, aber ich dachte mit Schrecken daran, daß ich Gefahr laufe, ein eitler, Gottver­gessener Narr zu werden, wenn ich solchen Gedanken nachhinge. Als Schutzmittel gegen solche schlechte Gedanken kaufte ich mir sechs ungehobelte Bretter und zimmerte mir selber für über hundert Jahre meinen Oraun (Sarg). Wenn es mir je wieder zu wohl werden sollte, brauche ich nur eine Treppe höher zu steigen und sehe mir die hölzerne Lade an, in der man mich einst hinaustragen wird, und ich bin kurirt."

Aber Bensew," entgegnete der Rabbiner,deshalb hättet Ihr doch kommen und Euren Oraun einen Tag später fertig machen können."

Doch nicht, Mauri We-Rabbi. Was die große Welt einem Verbindliches sagt, dagegen bin ich gewappnet, das gleitet ohne besonderen Eindruck an mir ab. Aber es hat mir nicht umsonst geahnt, daß Ihr, wenn ich Euch alles Geschehene erzähle, auch Worte der Anerkennung für mich haben werdet, wie es ja in der That der Fall war. Auf das, was Ihr sagt, darf ich nichts entgegnen, Euer Lob ist das gefährlichste, weil ich von seiner Aufrichtigkeit überzeugt bin. Das könnte mich