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Jankel ist ein Handelsmann in des Wortes wörtlichster Bedeutung. Er hat drei Dörfer in der nächsten Nähe, die er täglich mit seinem Sack aus dem Rücken besucht. Dieser Sack nimmt Alles auf, was sich ihm nur bietet: Lumpen, Knochen, altes Eisen, Zinn, Früchte, Hühner, Fische, Jankel kann Alles gebrauchen und zahlt dafür die höchsten Preise. Zu Hause wird dann das Ganze sortirt und in Geld umgesetzt. Der Gewinn ist nur sehr mäßig, aber er reicht aus, die Familie allerdings bei großer Sparsamkeit „bekowaud" (in Ehren) zu ernähren. Am Sabbat ist vom Handel in ganz U. keine Rede; am wmigsten bei Jankel Goldberger. Er geht schon Freitag nicht mehr über Land, es müßten denn ganz ungewöhnliche Vorkommnisse sein.
Aber heute machte Gitel eine Ausnahme. Man kann sich denken, daß sie ein ganz ungewöhnliches Ereigniß beschäftigte. Gestern in aller Frühe hatte nämlich die Hofmagd des nächsten Gutsbesitzers Jankeln sagen lasten, er möge sobald als möglich auf das Gut kommen, sie hätten ein wichtiges Geschäft für ihn. Gitel protestirte dagegen, daß Jankel am Erew Schabbos (Rüsttag zum Sabbat) gehe.
„Es ist keine Brocho drinn," meinte sie, „in all' den Geschäften, die man Erew Schabbos macht. Mein Saide (Großvater) hat immer gesagt, die Kaunim (Kunden), die am Freitag kommen, sind gar keine Kaunim, sondern lauter verstellte (maskirte) Schedim (Dämone)."
Jankel lächelte überlegen; denn der dümmste Mann hält sich für klüger als seine Frau; und der dümmste war Jankel allerdings noch nicht.
„Am Freitag Vormittag seinem Geschäft nachzugehen," entgegnete er, „ist kein Jstur (Verbot). Was man Nachmittags