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ihut bringt einem allerdings keine Brocho, aber bis Mittag bin ich ja längst wieder zurück."
„Ich weiß nicht, was Dir auf einmal einfällt, Jankel," erwiederte Gitel. „Du bist doch sonst am Freitag gerne zu Hause und die Kathinka wartet auch noch bis Sonntag. Wir haben ja auf Schabbos genug, sogar ein Hendel (Huhn) und Fische, bleib daheim."
Aber Jankel meinte, daß seine Frau vom Handel nichts verstehe. Er nahm aus seiner Kommode, da er ahnte, daß es sich um ein bedeutendes Geschäft handle, die ganze Baarschaft mit, die aus fünf Gulden und dreißig Kreuzern bestand, legte seinen Sack über die Schultern und ging auf das Gut, das eine kleine Stunde entfernt war.
Jankel kam in der That schon lange vor der Mittagstunde mit leerem Sack verstimmt zurück, Gitel triumphirte.
„Habe ich nicht gesagt, es ist keine Brocho an dem Erew- Schabbos-Mafso umattan (Geschäft)?"
„Nur gemach," entgegnete Jankel, „ich habe heute wenigstens drei Gulden verdient und zwar dadurch, daß ich mit der Kathinka kein Geschäft gemacht habe."
Bei diesen Worten wollte Jankel das lederne Geldbeutelchen wieder in die Schieblade zurücklegen, aber Gitel nahm es ihm aus der Hand, um sich an dem Anblick der gewonnenen drei Gulden zu weiden. Aber sie mochte zählen und rechnen, wie sie auch wollte, es waren nicht mehr als fünf Gulden dreißig Kreuzer zu sehen.
Jankel lächelte gezwungen, aber Gitel's Scharfblick konnte er nicht täuschen. „Du," sagte er, „hast jedenfalls gewonnen. Habe ich die drei Gulden, nun dann ist's ja gut.