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habe ich sie aber nicht, so hast Du doch Recht gehabt, und mehr wollt ihr Frauen ja nicht."
Daß Jankel so gegen alle sonstige Gepflogenheit seine wirklich bessere Hälfte mit allen anderen Frauen in einen und denselben Topf warf, hätte diese wirklich übel nehmen können. Aber ihr gutes, frommes Gemüth sah in dieser Bemerkung nur ein Symptom der ungewöhnlichen Erregung ihres Mannes. Als wenn nichts vorgefallen wäre, legte sie ihr nahes Aufziehtuch, mit welchem sie eben ihr Wohnzimmer zur Ehre des Sabbat scheuern wollte, aus der Hand und fragte ihren Mann, was es denn wirklich Neues auf dem Gut gegeben habe.
„Die Kathinka," erzählte Jankel, „hat von ihrem Bräutigam, dem Hosknecht Ignaz, ein ganzes Lotterieloos schon vor vier Wochen geschenkt bekommen. Sie braucht aber auf Sonntag eine neue Haube und hat das Geld nicht dazu. Sie wollte mir nun das Loos verkaufen, damit sie sich ihren Kopfputz an- schaffen kann. Was das Loos gekostet hat, weiß ich nicht, aber 20 Gulden ist das wenigste. Sie wollte es mir für zehn lassen. Davon konnte nun gar keine Rede sein, da ich doch nur fünf Gülden besitze; sie hält mich für einen Baron Rothschild; aber was ist mir damit geholfen?"
„Was Dir damit geholfen ist?" warf Gitel ein, „mit dieser hohen Meinung von Deinen großen Kapitalien ist Dir Alles geholfen. Wo würden Dir die Leute etwas anbieten und verkaufen und Dir ruhig jeden Credit gewähren, wenn sie eine Ahnung von unseren dürftigen Verhältnissen hätten! Du hast doch das Loos nicht gekauft?"
„Nein, und sie ging sogar bis auf drei Gulden herunter, aber ich konnte mich nicht entschließen."