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„Wie viel hätten wir mit dem Loos gewonnen?" fragte Gitel.
„Beim höchsten Treffer wären 300 000 Gulden herausgekommen."
„Aber es wäre auch möglich, daß man nichts gewinnt?"
„Allerdings, und daß man soWr den Einsatz verliert."
„Dann," meinte Gitel, „hast Du Recht gehabt, daß Du das Loos nicht gekauft Haft. Und wenn auch das Loos mit dem höchsten Treffer herausgekommen wäre, wie hätten wir das erfahren?"
„Das kann man erfahren," meinte überlegen Jankel. „Rabbi Löb Bamberger bekommt jeden Tag von Wien die Zeitung, da steht Alles drin. — Aber das sind alles Hewel Hawolim. Erstens hätten wir doch auch nichts gewinnen können und zweitens hätte es Rischus bei dem Gutsherrn und bei der Hofmagd gemacht, wenn wir mit dem Loos von der Kathinka 300 000 Gulden gewonnen hätten."
„Für 300 000 Gulden hätte ich mir schon etwas Rischus gefallen lasten," meinte Gitel. „Aber so ist es gewiß besser. Es ist gut, daß Du das Geschäft nicht gemacht Haft."
Damit war die Angelegenheit am Freitag erledigt. — Aber am Sabbat-Nachmittag, just um die Stunde, als wir den Leser in Jankel's ärmliche Wohnung führten, kam dieser wieder auf die Sache zurück.
„Ich lese da eben von Korach's Reichthum und ich weiß doch nicht, ob ich recht gethan habe, das Geschäft mit der Kathinka so von der Hand zu weisen. Sie hat mir Zeit bis heute Abend nach Hawdolo (Sabbat - Ausgang) gelassen und wenn ich nicht hingehe, ist auch zu befürchten, daß sie den rothen