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Leiser in's Vertrauen zieht und für die Folge alle Geschäfte mit ihm macht."
Gitel, die schon im Begriffe war einzufchlafen, schnellte wie elektrisirt in die Höhe. „Daß Du an Schabbos gar von solchen Sachen reden magst, ist gewiß eine Awera (Sünde). Was sollen wir uns auch in so große Geschäfte einlassen? Haben wir's nöthig, unsere ganze Baarschaft auf eine einzige Karte zu setzen? Es ist wahr, wir haben wenig, aber wir brauchen auch wenig. Wir haben doch jeden Tag Kaffee mit Kartoffeln und Zwiebeln und fast jeden Tag Brod. Am Schabbos haben wir Fleisch, Fische und Rosinenwein, wie der erste Kozin, was wollen wir noch mehr?"
„300 000 Gulden ist viel Geld," meinte Jankel.
„Und fünf Guldeu wagen, heißt unsere ganze Baarschaft auf's Spiel setzen; was machen wir, wenn das Loos nicht herauskommt?" entgegnete Gitel.
Als Antwort auf die Frage folgte ein tiefes, friedliches Schnarchen. Der Sabbat-Nachmittag-Schlaf ist stärker, als alle glänzenden Gewinnaussichten. Gitel nahm ihre Lektüre in dem Frauen-Erbauungsbuch wieder auf. Wir wissen bereits, daß heute die Geschichte von Korach im Gotteshaus? aus der Thora vorgelesen wurde. Die wunderbare Begebenheit fand Gitel in ihrem Zeeno Ureno wunderbar schön erklärt. Wie es zwei weise Leute in alter Zeit gab, einen unter den Juden, das war Korach, und einen unter den Heiden, das war Haman. Der eine ging durch seinen Reichthum unter, der andere kam durch seinen Reichthum in die Höhe, aber in die Halsbrecherische Höhe von 60 Ellen, die sein Galgen maß. Beide wurden durch die Ehrsucht ihrer Frauen in's Verderben gestürzt. Gitel fand es wunderbar, wie das Alles zu ihrer