234
vatermörderische Niveau hinausragenden Stehkragen, und obwohl die Toilette der beiden Herren bis auf die kleinsten Details zum Verwechseln ähnlich waren, trat der Unterschied zwischen den zwei Passanten noch auch im Aeußeren auf den ersten Blick zu Tage. Der Eine, ein Mann in den vierziger Jahren, gerirte sich in seinen neuen Kleidern, wie sich etwa David in der Panzerkleidung bewegt haben mochte, als er den Kampf mit Goliath aufnehmen sollte. Sie war ihm ungewohnt und unbequem und jeder Schritt, jede Bewegung ver- riethen dies dem aufmerksamen Beobachter. Es war Niemand anders, als Jankele Goldberger, begleitet von Rabbi Lob Lemberger, der mit der Grandezza eines englischen Lord neben Jankele herschritt und als dessen Cicerone fungirte.
Der aufmerksame Leser hat es gewiß ohne großen Scharfsinn bereits errathen, wieso die beiden Herren nach Wien kamen, so daß wir nur einige Details nachzutragen brauchen. Jankele hatte nach Ausgang des Sabbat, an dem wir ihn schlafend verließen, sich doch entschlossen, das Geschäft zu machen und das Loos der Kathinka für drei Gülden abzukaufen. Wer war glücklicher, als Kathinka, die nun ihren Sonntag in vollem Glanze feiern konnte, und wer war unglücklicher, als Jankele von dem Augenblick an, in dem er die bessere Hälfte seiner fünf Gülden dreißig Kreuzer um ein Stück Papier von sehr problematischem Werthe hingegeben hattet Einige Tage verschwieg er den Handel seiner Frau, vor der er seit ihrer zwanzigjährigen Ehe noch niemals ein Geheimniß hatte. Diese Geheimnißthuerei drückte ihm vollends schier das Herz ab. Aber er hatte den Müth nicht, seiner soliden, ruhig und kühl erwägenden Gitel das Geschehene mitzutheilen, obwohl es ihr nicht lange Geheimniß bleiben konnte.