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Zn seiner Verzweiflung ging Jankele am Mittwoch darauf zu Rabbi Lob Lemberger und schüttete ihm sein bekümmertes Herz aus. Er erzählte dem Manne Alles, was ihn drückte und schloß mit der Bemerkung:
„Ist das nicht ein wunderbarer Fall? Unsere Weisen sagen: Je mehr Geld, desto mehr Sorgen! Und ich habe das Geld noch nicht, aber die Sorgen sind bereits da. Was soll ich anfangen? Hätte ich nur meiner Frau gefolgt, aber jetzt ist's zu spät; wie kriege ich meinen Scholaum Bajis (Hausfrieden) wieder?"
Rabbi Löb, der ein seelenguter und dabei lebenskluger Mann war, sah Zankel lächelnd an und meinte, „wenn man alle Sorgen so leicht bannen könnte, wie diese da, dann wäre es nicht schlimm. Das Loos," sagte er, „das heute über drei Wochen gezogen wird, ist mehr als das zehnfache dessen Werth, was Ihr dafiir gegeben habt. Wenn Ihr wirklich so in Verlegenheit seid über das, was Ihr gethan habt, so will ich Euch das Loos abkaufen und gebe Euch noch zwei Gulden mehr dafür, als es Euch gekostet hat."
Da blitzte Jankel plötzlich der Gedanke durch den Kopf: Wenn die Sache so steht, dann wäre ich doch ein Narr, wenn ich so ein Papier verkaufen sollte, das mich in drei Wochen zu einem reichen Mann machen konnte! Aber er war doch in Peinlicher Verlegenheit Rabbi Löb gegenüber. Einen solchen geraden, glatten Ausweg hätte er sich nicht gedacht und noch zwei Gulden Gewinn dazu, und nun sollte er, der um einen Rath zu erbeten kam, einen solchen Rath von sich weisen.
Einen Augenblick schwankte Jankel, aber füglich behielt doch die Aussicht auf den großen Treffer die Oberhand.