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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Zeichen für Gottes Wunderwalten in Händen haben, und Eure Geschichte ihnen Kinder weiter erzählen."

Nichts als das?" meinte Gitel und ging über die Schieb­lade ihrer alten Kommode, die sie noch von zu Hause mitge­nommen hatte, weil sie sich davon nicht so leicht trennen konnte, und überreichte nach einigem Suchen Rabbi Löb das Ge­wünschte.

Wie wäre es, Rabbi Löb, " meinte Jankel,wenn Ihr Euer Haus und Geschäft in U. verkaufen und auch hierherziehen würdet? Wir könnten dann zusammen ein Geschäft anfangen und es wäre vielleicht uns Beiden geholfen."

Daraus ^ürd nichts, Jankel. Das Holzgeschäst, das ich schon vierzig Jahre betreibe, liegt zwar augenblicklich sehr danieder, aber das wird auch wieder besser kommen. Offen ge­fugt, glaube ich auch, daß wir beide viel bessere Freunde bleiben werden, wenn wir geschäftlich nichts miteinander zu theilen haben. Aber das Alles find Chälaumos! Ich gehe von U. nicht Weg. Die paar Jahre, die ich noch auf Erden bin, will ich in meiner Khille bleiben; das bin ich schon dm Gräbern meiner Eltern und Großeltern schuldig, die in U. sind; das schlagt Euch somit aus dem Kopf."

Wieso w i r nur niemals für uns auf diesen Gedanken kommen?" bemerkte Gitel verlegen.Aus demselben Grunde hätten wir auch in U. leben und sterben und nicht hierher nach Wien ziehen sollen, wo ich eigentlich gar nicht weiß, was wir mit uns hier anfangen sollen. Ich weiß hier nicht einmal einen Platz, wo ich unser neues Geschirr tauweln kann, wie hat man das bei uns so bequem gehabt, wo der große Fluß oft zu uns in den Keller kam, wenn uns die paar Schritte zu ihm zu weit waren."