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nach, daß es ein leichtes sei, mit einem Kapital von 160 000 Gulden in einem Jahre das Doppelte zu verdienen.
Hier mußte ihn Jankel mit der Bemerkung unterbrechen, daß er es im ersten Jahre um 20 000 Gulden billiger thue; es sei ihm zunächst nur darum zu thun, die 140 000 Gulden zu bekommen, die ihm noch an „seinen" 300 000 Gulden fehlten.
Fciwel lächelte überlegen. „Die 20000 Gulden," meinte er, „werdet Ihr sehr gut gebrauchen können. Ihr müßt viele neue Einrichtungen anschaffen, Büreau's, Commis und feine Möbel, damit Ihr ein respektables Haus ausmacht; denn das gehört dazu. Ihr müßt in's Theater, müßt Bälle und öffentliche Vergnügungen aller Art mitmachen, damit man Euch kennen lernt, damit von Euch bei den Geldleuten gesprochen wird. — Aber es wäre doch gut, wenn Ihr noch einmal zuvor den Rath von' Rabbi Löb Lemberger einholtet."
„Das ist nur nöthig," entgegnete Jankel, „wenn Du Dich nicht selbst an dem Geschäft bethetligen wirst. Bist Du aber Willens, selbst Theilhaber an meinem Geschäft zu werden, so brauche ich keinen besseren Rathgeber."
Feiwel machte einige Einwendungen, ließ sich aber schließlich ohne allzugroßes Drängen zu dem überreden, woran sein ganzes Herz hing und worauf er die ganze Zeit mit jedem Schritte hingestrebt hatte. Er versprach, seine bisherige Stellung so bald als möglich aufzugeben. Sechs Wochen später war alles erledigt. Eine neue Wohnung mit schönem Comptoir ward bezogen und auf glänzender Bronceplatte war an einem der schönsten Häuser in frequenter Lage der Stadt die Aufschrift zu lesen: „Jacques Goldberger, Bank- geschäf t."
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