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Da kam Jankel auf den genialen Einfall, Feiwel zum Schwiegersohn zu machen. Seine Malko war inzwischen zur schönen Jungfrau herangewachsen und die jungen Leute sehen sich gern und verkehrten mit einander. Gikel hatte zwar einige Bedenken gegen diese Verbindung. Ihrem Scharfblick war es natürlich nicht entgangen, daß Feiwel im Herzen der Väterreligion nicht die unverbrüchliche Treue bewahrt Hatte, die er im Verkehre mit der Familie zur Schau trug. Er hatte sich einmal, ohne sich vorher die Hände zu waschen, zu Tische gesetzt und hätte ohne Kopfbedeckung gegessen, wenn man ihn nicht noch rechtzeitig daran erinnert hätte. In Wirklichkeit führte Feiwel ein ausschweifendes Leben, und legte sich nur in der Familie Goldberger den Zwang aus, alle Vorschriften zu beobachten, die das Religionsgesetz vorschreibt.
Als man ihm eines Abends Mälko's Hand anbot, schützte er erst seine Jugend vor, erbat sich einige Tage Bedenkzeit und ging dann selbstredend mit großer Bereitwilligkeit auf den Antrag ein. Von dem Augenblicke der öffentlichen Proklamirung Feiwels als Schwiegersohn, ließ er von Tag zu Tag mehr die Maske fallen, welches sein unreligiöses Leben und Treiben bis jetzt verhüllte. Er miethete eine Wohnung iw Prater und erklärte auf das Entschiedenste, daß feine Malko, die nun auf den Namen Amalie hören mußte, ihr Haupthaar nicht nach jüdischer Frauensitte verhüllt tragen dürfe. Das würde ihm den Verkehr mit seinen Freunden unmöglich machen und seiner Frau alle höhere, gebildetere Kreise für immer verschließen. Die Trauung mußte Jellinek vollziehen, obwohl Jankel inzwischen erfahren hatte, daß dieser Rabbiner in ostentativer Weise das Judenthum untergrabe, das ihm so hoch und heilig dastand,
weil er es von seinen Eltern so überkommen hatte. Auf die
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