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Herr Lemberger wies das Geld zurück und fragte noch einmal mit höflicher Entschiedenheit:
„Ist das Ihr letztes Wort, Herr Goldberger?"
„Für jetzt allerdings, aber ich will Ihnen für die Zukunft nicht jede Hoffnung benehmen."
„Empfehle mich Ihnen, Herr Goldberger. Leben Sie wohl!"
Als Lemberger die Thüre geschloffen hatte, kämpfte Jankele noch einmal gegen seine kalte Herzlosigkeit an und trug sich einen Augenblick mit den Gedanken, den Bittsteller zurückzurufen und ihm das Gewünschte zu geben. Hätte er noch wie früher eine Maaßer-Kafse gehabt, es wäre ihm ein Leichtes gewesen, seinem Heimgegangenen Freunde diesen Liebesdienst zu erweisen. Aber 10 000 Gulden so ohne weiteres aus seinem Besitze zu reißen, das war für Jankele zu hart. Er hätte es auch ohne Wissen seines Schwiegersohnes nicht thun können, der am halb geöffneten Zimmer die ganze Unterredung mit angehört hatte und nun mit den Worten eintrat:
„Werdet Ihr Euch dieses Gesindel von Bettlern nicht endlich vom Halse schaffen? Ihr comprimittirt unsere ganze Firma. Es kann kein anständiger Mensch in's Comptoir kommen ohne auf Leute dieses Schlags zu stoßen. Natürlich, wenn man so mit den Hunderten wirft, ist diese Bettelei ein ganz einträgliches Geschäft. Ich kann mich hier abmühen, rechnen, kalkuliren und spekuliren von früh bis spät, aber so viel kann ich nicht verdienen, als Ihr zum Fenster hinauswerft. Uebrigens bemerke ich Euch, daß Werner und Dalmann nicht daran denken, zu salliren; ich habe die Depesche fingirt, um -Euch Succurs zu bringen. Ohne diese Nachricht wäret Ihr am Stande gewesen., dem Gelbschnabel ruhig 10 000 Gulden