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Diese constastirte leicht, daß ein Telegramm dieses Inhalts in Pest überhaupt nicht aufgegeben worden war. Herr Werner reiste alsbald nach Wien, erstattete dort Anzeige bei Gericht, was die Verhaftung Jankels und Feiwels, wegen Fälschung einer Depesche und wegen Verbreitung falscher, creditschädigen- der Nachrichten zur Folge hatte. Jankel wurde zwar nach wenigen Tagen wieder entlassen, nachdem sich herausgestellt hatte, daß er selbst getäuscht worden war. Dagegen wurde sein Compagnon zu mehrmonatlicher Gefängnißstrafe und zur Zahlung einer hohen Summe an die Herren Werner und Dal- mann verurtheilt.
Die Verhaftung der beiden Chefs hatten in Wiener Börsenkreisen peinliches Aufsehen erregt und den guten Ruf der Firma empfindlich geschädigt. Diese moralische Einbuße und der damit verbundene Geldverlust trieben Jankel zu immer waghalsigeren Spekulationen. Durch Feiwels Verhaftung hatte die ruhige Vorsicht und die kühl erwägende Besonnenheit ihre Vertretung in der Firma Goldberger <L Comp, eingebüßt. Jankel war nur von der Sucht nach Geld erfüllt, aber ihm fehlte die Ruhe und Berechnung, um es durch Spekulation zu erlangen. Dabei war Jankel in hohem Grade abergläubisch. Er glaubte, sein Glück sei an die Persönlichkeit Feiwels geknüpft. Bevor er zur Börse ging, nahm er seine kleine Enkelin Esther, das dreijährige Töchterchen Feiwels auf den Schooß, hielt ihm das neueste Kursblatt mit der Bitte hin, es solle einmal mit den Fingern darauf deuten. Dieses Experiment hatte Jankel schon oft versucht und immer Glück gehabt, wenn er das Papier kaufte oder verkaufte, auf welches sein kleiner Finanzrath den Finger gelegt hatte. Heute hatte Esther auf Credit-Aktien ihren Großvater verwiesen, die ungemein günstig