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göttliche Vorsehung eigentlich da geschaffen hat, indem sie die Existenz eines so grundverdorbenen Volkes zuließ.
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Wenn derjenige, welcher die russische Judenfrage regeln soll, von solchen Anschauungen beseelt ist, so wußten die Juden, daß sie verloren sind. Thränen entströmten unwillkürlich den Augen der jüdischen Greise, als sie diese gotteslästerlichen Worte des ersten Ministers hörten. Dieser aber weidete sich an der Seelenangst seiner Opfer und that sich viel darauf zu gut, daß er seinen Zweck so gut erreicht habe. Er wollte eben fortfahren, als sein Blick auf einen der anwesenden Rabbinen fiel, der im Gegensatz zu seinen Genossen nicht nur heiter dreinschaute, sondern der eine Miene angenommen hatte, als müsse er alle Mühe anwenden, um einen lauten Freudenausbruch gewaltsam zu unterdrücken.
Dieses Lachen brachte den Minister aus dem Concept. Sollte der Jude ihm wirklich das Spiel verderben?
„Wie heißt Ihr?" herrschte ihn der Minister an, um ihn einzuschllchtern.
„Ich heiße Rabbi Jizchak aus Wolosin, Excellenz."
„Warum lacht Ihr, wenn ich hier im Namen und Auftrag Sr. Majestät des Kaisers rede?"
„Ich habe mich über die merkwürdige! Rede und die seltenen Gedanken Ew. Excellenz gefreut."
„Es war doch nichts besonders Schmeichelhaftes, was ich über Euch Juden zu sagen hatte."
„Verzeihen Excellenz. So laNge ich lebe und selbstständig denken kann, habe ich mich gesehnt, solche Worte zu hören. Aber ich habe nicht zu hoffen gtwagt, daß ich in Wirklichkeit das Glück genießen würde. Jetzt, da es gegen Erwarten