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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Bemerken, daß das beiliegende amtliche Schreiben erst am 31. März geöffnet werden dürfe und dann sofort auszuführen sei. Auf diese Weise ist den Juden jeder Weg abgeschnitten, gegen diesen Mas zu remonstrircn.

Da ich aber weiß, daß die von den Juden listig ge­sponnenen Fäden bis in mein hier versammeltes Ministerium reichen, so habe ich das Palais abschließen und es durch ver­stärkte Wachen noch schärfer als sonst bewachen lassen. Ich verpflichte das Ministerium diese Räume nicht wieder zu ver­lassen, bis es den Ihnen detaillirten Plan im Entwurf fertig gestellt hat. Da Sie wahrscheinlich noch vor dem Diner sich befinden, so habe ich auch dieses Herrichten lassen. Etwa für den Entwurf erforderliches Material aus der Gesetzessamm­lung des Reiches, aus den Bekenntnißschriften der Juden steht Ihnen nach Bedllrsniß aus meiner Privatbibliothek zur Ver­fügung. Wie lange Zeit glauben Sie, daß Sie für diese Ar­beit nöthig haben?

Die Minister sahen sich verdutzt an. Sie hatten die Sprache verloren. Schon manche Laune und Willkür ihres kaiserlichen Herrn hatten sie über sich müssen ergehen lassen, aber das war doch zu bunt.

Doch was sollten die geplagten Minister machen? Oppo­sition war nicht denkbar; dieses Wort steht in keinem russischen Minister-Lexikon. Jedes auch nur schüchtern sich hervor­wagende Bedenken hätte den Wagehals dem Verdacht ausgesetzt, er sei bereits uvbtzeipnnäo für alle möglichen und unmöglichen Fälle von den Juden bestochen.

Es ist jetzt 2 Uhr Mittags, Majestät," erwiederte nach einer peinlichen Pause der Ministerpräsident.Ich glaube, daß meine Herren Kollegen im Hinblick aus die Dringlichkeit