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durchgesprochen und die Ausarbeitung der einzelnen Punkte auf die verschiedenen Minister vertheilt. Nach neun Uhr Abends war jeder mit der Bearbeitung seines Theils zu Ende. Die Arbeiten wurden verlesen, einzelne Punkte noch diskutirt und entsprechend geändert. Kurz vor elf Uhr hatte der Minister des Innern die Arbeiten seiner särNmtlichen Kollegen vor sich liegen, um dieselben zu einem einheitlichen Gänzen zu verbinden.
Kurz vor zwölf Uhr hörten die versammelten Minister die Wache in's Gewehr rufen, ein Zeichen, daß der Kaiser im Anzug war. Bald darauf hörte man auf dem Korridor die klirrenden Schritte der dienstthuenden Patrouille und wenige Sekunden nachher wurden von dem Offizier <iu sour die Fliigelthiiren geöffnet und der Kaiser trat unter die versammelten Minister. Diese hätten sich erhoben und erwarteten die Frage des Monarchen nach dem Stand ihrer Arbeit. Dieser aber hatte die Situation sofort überschaut. Er trat an den Platz des Ministers des Innern, nahm die Arbeit, die fast zum größten Theil abgeschrieben war und warf einen kurzen, prüfenden Blick auf dieselbe. Dann nahm Nikolaus auch die Einzel-Entwürfe der anderen Minister, welche dabei lagen, verglich sie flüchtig mit dem Gesämmtentwurs, legte dann alle Scripturen zusammen, trat an die lodernde Gluth des Kamins, warf alle Schreibereien hinein, machte kehrt und verließ den Saal. Die Scene spielte sich in wenigen Minuten ab, ohne daß dabei weder seitens des Kaisers noch der Minister ein Wort gesprochen wurde. Wieder schloß sich die Thüre, ertönten die ehernen Tritte der Patrouille, und die Wache trat geräuschvoll vor, dann war alles still und man hörte nur noch das Knittern der verglimmenden Papiere im Kamine.