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Die Minister starrten einander an. Um sich diese kaiserliche Handlungsweise zu erklären, dafür reichte auch ihre Diplomatie nicht aus. Der Minister des Innern, der für seine Neueste legislatorische Leistung einen hohen Orden erwartet hatte, war nicht mehr im Zweifel, daß er in Ungnade gefallen war, wenn er auch keine Ahnung von der Ursache dieser Ungnade hatte. Da er nichts mehr zu verlieren hatte, so fand er zuerst den Muth der Beklemmung aller durch einen Stoßseufzer Luft zu machen.
„Das ist doch unerhört," sagte er in gedämpftem Ton, „Schulkinder sind wir doch eigentlich nicht, die man unter Klausur ihre Strafarbeit machen läßt, um sie dann ohne ein einziges Wort der Begründung zu verbrennen."
„Ohne ein einziges Wort! das ist nicht ganz korrekt, ich habe Se. Majestät ausdrücklich die Worte „dummes Zeug!" murmeln hören, als HochderfÄbe den ersten Blick auf das Elaborat warfen," bemerkte ironisch der Kriegsminifter.
Die Kollegen wußten, daß der Minister des Innern und der Kriegsminister seit Jahren nicht am besten zusammen standen, und daß beide jede Gelegenheit weidlich ausnützten, um dem anderen einen Hieb zu versetzen. Deshalb fand diese Bemerkung nicht vielen Glauben.
Der Finanzminister meinte, die Mission des Ministerraths sei nun beendet und es wäre Wohl jetzt am Platze, sich endlich nach Hause zu begeben.
Der Ministerpräsident machte dagegen geltend, daß allerdings Se. Majestät feine Unzufriedenheit über die bisherige Leistung in nicht zu verkennender Weise ausgedrückt habe. Aber es wäre doch möglich, daß Se. Majestät noch einen anderen Entwurf von seinem Ministerium erwartet. Jedenfalls fehlen