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noch zwei Stunden an der Zeit, die wir selber für die Fertigstellung der Arbeit in Aussicht nahmen und vorher dürfen wir keinesfalls unseren Posten verlassen.
Darauf erwiderte der Aüerbauminister, er stimme zwar mit seinem Vorredner überein, daß wir bis zwei Uhr auf unserem Posten auszuharren haben, aber von einem neuen Entwurf könne doch nicht mehr die Rede sein. Wenn unsere Arbeit, die wir den Intentionen Sr. Majestät gemäß ausarbeiten, keine Gnade findet, wie könnten wir dann ein Elaborat nach eigenem Ermessen zu Wege bringen? — Er erinnerte übrigens die Herren Kollegen daran, daß der Champagner und die übrigen Erfrischungen im anstoßenden Speisesaal noch gänzlich unberührt sind, und daß wir die Anstrengungen und Aufregungen der letzten Stunden durch ein Hoch auf Se. Majestät des Czaren mildern wollten.
Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall. Alle verließen das Arbeitskabinet und begaben sich zur reichlich besetzten Tafel des Speisesaals. Die vorzüglichen, feurigen Weine lösten bald die Zungen der erlauchten Gesellschaft und ein Späher hätte vielleicht manches illoyale Wort, wenn auch nicht sprechen, so doch flüstern hören können. — Da, als die Zecher bereits über eine Stunde dem Weine zugesprochen hatten, es war eben halb zwei vorüber, hörte Man wieder die Wache in's Gewehr rufen. Wieder erdröhnen die schweren Schritte der Patrouille, wieder öffneten sich die hohen Flügelthüren und der Kaiser, von zwei dienstthuenden Adjutanten begleitet, tritt ein, mit einem verbindlichen, liebenswürdigen Lächeln auf den Lippen, wie es die Minister schon lange nicht bei ihrem fürstlichen Herrn zu sehen gewohnt waren.
„Ich dachte es mir doch, meine Herren, daß Sie längst