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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Stunden sitzen sie hier, um ein Gesetz gegen die Juden auszu­arbeiten und haben keine Feder eingetaucht. Statt dessen tranken die Herren hier Champagner und jetzt, wo ich sie dabei überrasche, haben die Menschen die Stirne mir zu sagen, ich sei vor zwei Stunden hier gewesen und habe ihre Schriften ver­brannt. Sie, meine Herren Flügel-Adjutanten, wissen doch am zuverlässigsten, daß ich seit heute Abend zehn Uhr mein Ar- bcitskabinet nicht verlassen habe."

Da trat der Kriegsminister vor seinen Kaiserlichen Herrn hin:Gnade, Majestät! Aber hier liegt ein mir unerklärliches Räthsel vor. Ich schwöre den höchsten Eid und lege meinen Kopf auf's Schaffst, wenn es nicht wahr ist, daß Eure Majestät genau vor zwei Stunden, zwanzig Minuten vor zwölf hier an ineiner Seite stand und unsere sämmtlichen Mänus- cripte mit den Wortendummes Zeug!" in die Flammen dieses Kamins warf. Wenn Ew. Majestät sich dieses Vorgangs nicht mehr zu entsinnen belieben, so wollen Hochdieselben gnädigst ge­statten, dieses Faktum in Hochdero G'edächtniß zurückzurufen, damit Ew. Majestät nicht die treuesten Diener der Krone un­schuldig in die Verbannung Weist."

Der Kaiser wechselte die Farbe vor Wuth und Entsetzen.

Und Sie, meine Herren Minister, stimmen allen diesen Worten des Kriegsministers bei?" keuchte der Czar.

Ja, Majestät!" lautete die einstimmige Antwort.

Das ist ja ein regelrechtes Komplott!" rief der Kaiser mit einer Mischung von Zorn und Bestürzung.Verhaften Sie sofort diese Herren und beordern Sie die Schloß-Patrouille, um diese Verschwörer in Gewahrsam zu bringen!"

Als die bärtigen Kosaken, sechs Mann hoch, in den Saal