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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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traten, trat einer der Adjutanten zu dem Kaiser und sagte ihm leise einige Worte.

Der Kaiser nahm dieselben mit sichtlicher Befriedigung auf. Er trat vor die den Tifch umstehenden Minister hin und sprach mit gedampfter Stimme, so daß es die Kosaken an der Eingangsthüre nicht verstehen konnten:

Sie haben die Kühnheit mir zu sagen, ich sei vor Mitter­nacht hier gewesen; ich weiß, daß dies Lug und Trug ist, da ich mein Kabinet nicht verlaßen habe. Sie wissen, daß Nie­mand hier pafsiren kann, ohne von der Patrouille nach der Losung befragt zu werden. Die Patrouille müß mich, wenn ich hier war, doch auch gesehen haben, fragen Sie doch dieselbe ein­mal, wenn Sie den Math haben!"

Der Ministerpräsident entgegnete:Soweit Menschen etwas wissen, erfahren und behaupten können, soweit sind wir alle bereit, die Anwesenheit Ew. Majestät durch einen Eid zu besiegeln. Stellen Ew. Majestät die Thätsach'e Ihres Besuchs dennoch in Abrede, so würde es uns schlecht anstehen, durch Fragen an gemeine Soldaten die Worte Ew. Majestät in Zweifel zu ziehen."

Nun, dann werde ich fragen," erwiderte der Kaiser gereizt.

«Fragen Sie die Wache laut und deutlich, damit ich die Herren lumvi manu durch sechs unbescholtene, unbestochene Zeugen Lügen strafen kann!" befahl der Kaiser dem dienst- thuenden Adjutanten.

Unteroffizier Iwan Petrowitsch tretet vor! Wann habt Ihr die Schloß-Wache bezogen?"

Heute Abend sechs Uhr."