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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Hat Jemand in den linken Flügel des Palais, in dem wir uns jetzt befinden, seitdem Einlaß begehrt?"

Außer Sr. Majestät Niemand."

Thorheit, daß Se. Majestät eintrat, das weiß ich; da war ich ja zugegen. Se. Majestät der Kaiser könnte ja sonst nicht hier sein."

Se. Majestät war aber zum erstenmal zwischen halb zwölf und zwölf ohne Eure Begleitung hier."

Was sagt Du? Und Du erkanntest den Kaiser?"

Wir alle erkannten ihn, wir präfentirten und machten alle die vorgeschriebenen Honneurs, Was Se. Majestät gewiß be­zeugen wird."

Der Kaiser erbleichte. Der Unteroffizier Iwan Petro- witsch hatte alles so schlicht, klar und treuherzig erzählt, daß die Möglichkeit, er sei auch ein Mitverschworener, für jeden ver­nünftigen Menschen ausgeschlossen war.

Einige Sekunden herrschte gespanntes, ruhiges Schweigen, das Niemand zu unterbrechen wagte. Endlich herrschte der Flügel-Adjutant den Unteroffizier barsch an:Ihr schwätzt Unsinn; ich hatte im Vorzimmer Sr. Majestät seit neun Uhr den Nachtdienst und weiß, daß seit zehn Uhr der Kaiser sein Arbeitskabinet nicht verlassen hat."

Wenn Ihr mir nicht glaubt," erwiderte der Unter­offizier, so könnt Ihr ja den Offizier än jour fragen, der dem Kaiser die Thüre geöffnet hat."

Wer hat äu sour?'

Major von Jurkewitsch!"

Er soll sofort erscheinen!" befahl der Kaiser.

Der Kaiser ging erregt in großen Schritten auf und ab, als ob er allein sei.Es muß irgend eine Mystifikation vor-