wurde. So kam es, daß er schon Wochen lang vor Sukkoth ein Prachtexemplar von Esrog für theures Geld kaufte. Acht Tage später wurde ihm aber von anderer Seite noch ein schönerer offerirt, er kaufte auch diesen und seine Nachfolger, die auf dieselbe Art an ihn herankamen. Auf diese Weise hatte Herr von Kirschsteiner bis Sukkoth eine ganze Garnitur von 6—7 ausgesucht schöner Esrogim, die alle so vollendet waren, daß ihm selber am Jdmtof oft die Wahl schwer fiel, für welchen er sich entscheiden sollte.
„Ich habe Heuer nur sechs Esrogim, lauter Kabinetstücke, Mufchorim Schebemusrochim, bei zweien davon habe ich selbst lange geschwankt, für welchen ich mich entscheiden soll, ich bin doch begierig, ob Ihr den rechten herausfindet."
Dabei stand er auf, öffnete einen kleinen Seitenschrank, nahm sechs schwere, goldene Schalen heraus, welche die herrlichen Früchte enthielten und legte sie der ganzen Tischgesellschaft zur Beurtheilung vor. Wolf hatte mit Kennerblick sofort den richtigen getroffen zur großen Freude des Großvaters, der die herrlichen Früchte bald wieder zurückstellte, damit sie durch das Betasten der Hände keinen Schaden litten.
„Großvater," begann Wolf, als sich Alle wieder niedergesetzt hatten, „diese sechs Esrogim kosten doch, schlecht gerechnet, ihre dreihundert Gülden, warum giebst Du so viel Geld für eine solche Mizwa aus? Du hättest den schönsten unter diesen EsrogiM kaufen können und es wäre noch Geld genug für zwei bis drei Fahrräder übrig geblieben. Ich habe Dich schon so lange um ein Fahrrad gebeten, aber davon hast Du nie etwas wissen wollen und mich immer damit vertröstet: „Kommt Zeit, kommt Rad!" Jetzt ist aber die Zeit gekommen, wenn
