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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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ich auf die Universität soll, die 25 Minuten von unserer Wohnung entfernt liegt-"

Wolf," unterbrach ihn der Großvater,wie kannst Du einen Esrog mit einem Fahrrad miteinander vergleichen und beide in einem Athemzug nennen? Weißt Du nicht, daß es in der Thora heißt: Das ist mein Gott und ich will Ihn auf schöne Weise verchren, und daß sich für uns daraus die Pflicht herleitet, alle Gebote Gottes auf möglichst ansprechende Weise zu erfüllen?"

Pardon, Großvater, gewiß weiß ich das, aber gerade aus der Stelle, aus welcher ich das weiß, ergiebt sich mein Be­fremden. Die Gemoro leitet allerdings aus diesem Satze die Pflicht einer möglichst schönen Erfüllung aller Mizwoth ab. Mer sie greift speziell einige Mizwos besonders heraus und sagt:diene Gott mit einer schönen Sukkoh, mit einem schönen Lülaf, mit einem schönen Schosar, mit einem schönen Zizis, mit einer schönen Seser-Thora." Wenn dazu sechs Esrogim gehören, Warum hast Du nicht auch sechs Sukkoth, sechs Schofe- ros ünd sechs Sifre-Thora, ja, warum hast Du sechs Esrogim und nur einen Lulab, müßtest Du nicht wenigstens auch noch fünf Lulabim haben?"

Der Großvater war offenbar nicht in der Lage, diesen Einwand zu pariren. Lächelnd erhob er den Finger und sprach mit scherzendem Drohen:

Ei, ei, in Dir steckt ja Wirklich schon ein ganzer Jurist, der leibhaftige Staatsanwalt. Du glaubst also wirklich, daß ich für meine Esrogim zu viel Geld ausgebe und willst mir das gar aus der Gemoro beweisen? Ich will Dir aus derselben Gemoro beweisen, daß ich für meine sechs Esrogim noch nicht