Druckschrift 
Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
Seite
327
Einzelbild herunterladen

so viel gezahlt habe, als Rabbon Gamliel für einen einzigen Esrog."

Wie viel hat Rabbon Gamliel dafür gegeben?"

Eintausend Sous, das entspricht einem Werth von ca. 760 Mark."

Ah, Du meinst den Fall, in welchem Rabbon Gamliel auf der Reise mit anderen Großen in Israel war und nur schwer sich einen Esrog beschaffen konnte. Das war aber nur ein Ausnahmesall, keinesfalls hat aber Rabbon Gamliel jedes Fahr eine solche Summe für einen Esrog bezahlt. Es wird auch aus späterer Zeit sich kaum ein Fall anführen lassen, in welchem ein solcher Preis für einen Esrog bezahlt wurde."

Nur nicht so rasch, mein kleiner Springinsfeld. Als am Anfang dieses Jahrhunderts Kopenhagen von den Eng­ländern blockirt war, konnte die jüdische Gemeinde um keinen Preis der Welt einen Esrog erlangen. Ein Lulas war aus dortigen Treibhäusern zu haben. Damals setze die Gemeinde einen Preis von 6000 Kronen für die Beschaffung eines Esrog aus, und sie bekam es auch."

Wie war das möglich?"

Ein Matrose ließ sich durch den hohen Preis bestimmen, bei Nacht und Nebel zwischen den feindlichen Schiffen durch den Belt zu schwimmen, nach Hamburg zu reisen und dort ein Esrog zu kaufen. Er kehrte auf demselben Wege wieder zurück und lieferte zwischen Rosch-Hafchono und Jom-Kippur dem Vorstand der jüdischen Kopenhagener Gemeinde den Es­rog ab, der ihm dann mit dem vollen, versprochenen Preis be­zahlt wurde."

Das ist vielleicht noch ein größerer Ausnahmefall, als