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derjenige zur Zeit Rabbon Gamliels. Aber man kann doch daraus keine Folgerungen für normale Zeiten und Verhältnisse ziehen!"
„Das möchte ich auch nicht behaupten," erwiderte sinnend der Großvater. „Aber damit Du die Bedeutsamkeit, welche ich einem schönen Esrog beilege, nicht für ein gewisses Faible, für einen bloßen Sport hältst, muß ich euch doch einmal die Geschichte erzählen, welche eigentlich mich dazu geführt hat. Es ist eine merkwürdige, wunderbare Geschichte und das Interessanteste daran ist, daß sie wortwörtlich wahr ist. Laßt euch zuerst noch eine frische Tasse Kaffee einschenken, denn die Geschichte zieht sich vielleicht ein wenig in die Länge."
Herr von Kirschsteiner blies einige mächtige Rauchwolken aus seiner Pfeife und begann seine merkwürdige Erzählung:
„In einem ungarischen Dorfe, nicht weit von der berühmten, großen Khille P. lebte ein armer Handelsmann, der sich und seine Frau mit vier Kindern kümmerlich genug ernährte. Er hatte in der Jugend die Jeschiba besucht und noch etwas jüdisches Wissen aus jener Zeit zurückbehalten, woher es wohl kam, daß ihn die Leute Reb Jtzig nannten. Er lebte schlecht und recht wie es einem Juden zukommt, ging jeden Tag nach dem Morgengebet in die umliegenden Orte, um altes Eisen, Zinn, Lumpen, Knochen und alles Mögliche und Unmögliche einzuhandeln und kehrte dann Abends mit einem Sack voll Waare nach Hause zurück, um zu Mincha oder jedenfalls zu Maariv wieder gemeinsam mit der Gemeinde beten zu können. Es siel wenig ab bei diesem Handel und sein Erträg- niß reichte kaum aus, um die Familie kärglich zu erhalten. Da kam Sukkoth. Lulaf, Esrog und Hadassim waren zu jener Zeit besonders t Heuer, und es war Reb Jtzig nicht gelungen,