Druckschrift 
Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
Seite
338
Einzelbild herunterladen

338

Mendel, was der Esrog für Euch Werth ist, ist er auch für mich werth. Sucht weiter, vielleicht findet Ihr anderswo, was Ihr sucht, mein Esrog ist für Geld nicht feil. Jetzt aber seid mauchel, es ist Zeit zu Mncho, soeben hat man in Schul ge­rufen."

Als sie durch den halbdüsteren Hausflur hingen, ergriff Rabbi Mendel die Hand des armen Handelsmannes und drückte sie mit inniger Zärtlichkeit.

Ihr habt eine große Versuchung glänzend bestanden. Ich habe einen Esrog gesucht und habe einen Juwel gefunden. Und nun habe ich eine Bitte an Euch. Ich weiß, Ihr könnt auf Jomtof Geld gebrauchen. Nehmt hier von mir die zehn Gulden, nicht als Lohn für Eure große Mizwo, sondern aus Freude darüber, daß ich einen Mann und ein Weib kennen ge­lernt habe, wie Ihr es seid. Seid nicht stolz und weist es Nicht zurück! Ihr dürft das Geld später mir oder meinen Kindern zurückgeben, wenn Ihr es nicht mehr brauchen solltet. Ihr wißt es ja, daß die Welt ein kreisendes Rad ist. Wer heute hoch oben steht, steht morgen tief unten. Ich bin sicher, daß Ihr noch einmal hoch stehen werdet in der Welt, denn eine solche Handlungsweise läßt der Vater im Himmel nicht unbelohnt. Gott könnte alle Menschen reich und glücklich machen. Aber er thut es nicht, weil leider die meisten Menschen Reichthum und Glück nicht vertragen. Euch hat Gott probirt und Ihr habt die Probe so glänzend bestanden, daß Eurem Glück und Eurem Reichthum nichts im Wege steht. Das Geld wird Euch nicht blenden, beherrschen und hart machen. Ihr werdet Herr über Euer Geld bleiben, das Euch Gott noch einmal in reicher Fülle zu Masol und Brocho geben wird."

Mit diesen Worten drückte der Sprecher dem armen