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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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selbst zurückgegeben, so daß er aufathmend und sichtlich er­leichtert begann:

Meine Sache ist bald erzählt. Ich habe mich mit großen Summen für solide, brave Geschäftsfreunde verbürgt und bin dadurch schon vor mehreren Monaten empfindlich geschädigt worden. Aber neuerdings bin ich durch Fallifsemente, schlechte Geschäftsverhältniffe und Widrigkeiten aller Art so hart mit­genommen worden, daß ich selber genöthigt bin, meine Zahlungen einzustellen."

Rabbi Moscheh erschrak und Warf in der Erregung die Bemerkung hin:

Dazu darf's und wird's nicht kommen."

Amen," sagte bestätigend der Roschhakohol,das möge Gottes Wille fein. Aber wie es weiter gehen soll, das weiß ich nicht und darüber wollte ich den Rath des Rabbi erbitten. Ich sollte morgen zur Leipziger Herbstmesse reisen, glaubt mir der Rabbi, daß ich die Mittel dazu nicht mehr habe? Ich bin allen Verpflichtungen bis zu dieser Stunde aus's gewissen­hafteste nachgekommen, dadurch bin ich aber jetzt von allen Mitteln so entblößt, daß ich gewiß nicht zehn Girlden mehr fände, wenn ich auch alle Kisten und Kasten durchsuchte."

Weiß Jemand etwas von dem Stand Eurer Sache?"

Keine menschliche Seele, außer Ihr, Rabbi, nicht einmal meiner Frau habe ich bis jetzt davon etwas mitgetheilt; ich dachte mir, sie wird es noch früh genug erfahren müssen. Wenn ich aber dieses Jahr nicht nach Leipzig reife, so wird es die Welt in wenigen Tagen wissen."

Wie viel braucht Ihr für die Reise nach Leipzig?"

Bis jetzt haben mich meine Reisen in die Messe nicht nur nichts gekostet, sondern sie haben mir im Gegentheil so