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„Glaubt Ihr wirklich, ich würde Euch hundert Gulden leihen, wenn ich nicht sicher wüßte, ich bekomme sie Widder zurück? Ob das Geld die nächsten vier Wochen in meiner Schublade oder in Eurer Tasche sich befindet, ist ja für mich gar kein Unterschied, als der, daß ich, wenn Ihr es habt, eine Mizwo damit thue, Was aber nicht der Fall ist, wenn es mllfsig bei mir liegt. Jetzt aber verliert keine Zeit und bereitet Euch für die Reise vor."
Mit diesen Worten erhob sich der Rabbi, drückte seinem Roschhakohol die, HaNd und geleitete ihn zur Thüre.
„Wie soll ich Euch danken, guter Rabbi, für das, was Ihr mir da thut," sprach mit ThräNen in den Augen Rabbi Wolf Pappenheim.
Aber der Rabbi fiel ihm hastig in die Rede:
„Um Himtnelswillen keinen Dank! Ihr wißt doch, daß wir keinen Zins nehmen dürfen, wenn Einer dem Andern Geld leiht. Die Erkenntlichkeit, die der Schuldner aber in seine Dankesworte kleidet, ist nach der Lehre unserer Weifen, gesegnet sei ihr Andenken, auch eine Gegenleistung und daher eine Art Zins, den sie Ribbis deworim, „Wortzins" nennen. Wenn Ihr mir ein einziges Wort des Dankes sagen wolltet, so müßte ich das Geld wieder zurücknehmen. Ich wünsche Euch glückliche Reise. Gott hat viele Boten, Er wird Euch schon die rechten senden."
Als Rabbi Wolf Pappenheim schon auf dem Wege war, sandte ihm der Rabbi halblaut den Priesterfegen nach und vertiefte sich wieder in seine Korrespondenz.
Jener aber verließ neu belebt und wunderbar gestärkt das Haus des Rabbi. Er hatte wieder das Vertrauen zu sich selbst und den Lebensmuth gefunden und sah zuversichtlich der
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