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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Krise, die seinem Hause drohte, abgewendet, sondern ihm noch einen Gewinn gebracht, wie keiner seiner früheren Meßbesuche. Bevor er jedoch Leipzig verließ, überlegte er sich, welche Auf­merksamkeit er seinem gütigen, Weisen Wohlthäter wohl bei seiner Rückkehr erweisen könne. Rabbi Moschch Soser war in seiner Gemeinde als Kenner von Juwelen und Diamanten bekannt. Niemand in der Gemeinde kaufte Edelsteine und ähnliche Werthgegenstände, ohne vorher das Urtheil dieses Kenners einzuholen. Rabbi Wolf Pappenheim suchte den ersten Leipziger Juwelier auf und kaufte den schönsten, theucrsten Ring, den er auftreiben konnte, mit herrlichem Stein und prächtiger Fassung im Betrage von fünfhundert Gulden, um ihn seinem Rabbi als Zeichen der Erkenntlichkeit zu verehren.

Noch bevor Pappenheim bei seiner Rückkehr nach Preß- burg sein Haus aufsuchte, ging er zum Rabbiner. Dieser war nicht allein, wie damals vor vier Wochen, sondern zwei Jüng­linge saßen bei ihm und waren so vertieft mit ihrem Lehrer in das Studium des Talmud, daß Pappenheim zwei Mal an die Thüre klopfen mußte, bevor man daraus achtete.

Rabbi Moscheh Soser brauchte Pappenheim nicht zu fragen, wie sich die Messe gestaltet habe, auch ein weniger scharfer Beobachter hätte aus den glück- und freudestrahlenden Augen des Roschhakohol Alles herausgekesen.

Die beiden Männer traten vom Tisch seitwärts in eine Fensternische und führten ihre Unterhaltung in etwas ge­dämpfter Stimme, aber immer noch laut genug, daß den beiden jungen Leuten kein Wort der Unterhaltung verloren ging.

Zunächst gehe ich dem Rabbi hier die geliehenen hundert Gülden zurück. Der Segen des Rabbi hat sich an mir in einer