363
-e
können. Der Schnee wird immer tiefer und die Roffe werden immer müder, es geht nicht mehr."
Ich stieg aus dem Wagen, wir waren im freien Feld, umgeben von einer Schneewüste; jetzt war guter Rath theuer. Mein Lehrer aber sagte dem Kutscher, er solle den Wagen hier ruhig stehen lassen, mit einem Pferde in's nächste Dorf reiten und dort Vorspann holen, er bekomme dafür fünf Gulden extra ausser den Vorspannkosten. Das zog. Der Kutscher trabte fort; wir schlossen die Kutsche, steckten uns in unsere Pelze und setzten die Diskussion fort, als ob nichts vorgefallen wäre. Ich war so vertieft in den Gegenstand, der uns beschäftigte und hatte so alle Geisteskräfte nöthig, den scharfsinnigen Ausführungen meines Lehrers zu folgen, daß ich erst durch das Schellengeklingel des etwa nach drei Stunden zurückkehrenden Kutschers wieder an die Situation erinnert wurde, in der wir uns befanden. Der Kutscher hatte eben frisch eingespannt, als mein Lehrer plötzlich den Wagenschlag auf- riß und hinaus in den Schnee sprang. In der Eile hatte er die weiten, warmen Pelzschuhe im Wagen zurückgelassen und stand nun mit seinen dünnen, seidenen Strümpfen im gefrorenen Schnee, nein, er stand nicht, er tanzte und sprang in einer Freude, die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Eine Zeit lang sah ich dem zu meinem größten Erstaunen zu, aber begreifen konnte ich's nicht und noch weniger konnte ich's ertragen — daß der gebrechliche Greis ohne Schuhe im Schnee sich bewegte. Ohne ein Wort zu sagen stieg ich ebenfalls aus und hob meinen Lehrer aus dem Schnee wieder in den Wagen. Er aber sprang wieder heraus und sagte zu mir: „Siehst Du denn nichts?" indem er auf die Bespannung des Wagens zeigte.
Jetzt erst gewahrte ich, worum es sich handelte. Der