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mehr oder weniger interessirt, während Du als Jude unparteiisch bist. Ich möchte bessere Beziehungen, als bisher, mit dem spanischen Königshause anbahnen und halte für diesen Zweck eine Heirath der spanischen Prinzessin Jsabella mit meinem Vetter, dem Herzog Fernando von Braganza, als das beste Mittel. Wenn diese Verbindung Deinen Beifall hat, möchte ich, daß sie von dem neugewählten Papste angeregt werde, und ich möchte, daß der Führer unserer Gesandtschaft diesen Wunsch dem Papste nahe legt. Von den änderen Granden gönnen viele dem Herzog dieses Glück nicht, deshalb hat ihr Rath für mich leinen Werth; was hältst Du davon?"
Don Jzchal Abarbanel war in Wirklichkeit in dieser Angelegenheit nicht der unparteiische Rathgeber, für welchen ihn sein König hielt. Er war überrascht von dem weiten politischen Blick, den sein königlicher Herr durch diese Anregung bekundete und hätte daher dem Vorschlag nur unbedingt zustimmen können. Aber das spanische Königshaus bekundete schon damals die feindliche Gesinnung gegen die Juden, die wenige Jahre später (1492) zu ihrer vollständigen Vertreibung aus Spanien führten.
Er wollte daher keinen Rath ertheilen, der seinen den Juden leutselig gesinnten königlichen Herrn in so nahe Beziehungen zum spanischen Königshaufe bringm mußte. Er wollte aber auch nicht von einer Verbindung abrathen, die aus politischen und dynastischen Interessen so überaus rathfam war. Er war daher entschlossen, weder zu- noch abzurathen, sondern der Sache so gut als möglich auszuweichen.
„Majestät," begann er nach einigen Augenblicken Ueber- legung, „wollen zunächst meinen unbegrenzten Dank für das große Vertrauen hinnehmen, mit welcher ich durch diese Frage